Studie zu sexualisierter Gewalt in Deutschland legt Risikostrukturen offen
In einer Pressekonferenz hat die Evangelische Kirche in Deutschland am Donnerstag, 25.1.2024 die Ergebnisse der so genannten „ForuM-Studie“ entgegengenommen.
ForuM steht für „Forschung zu sexualisierter Gewalt und anderen Missbrauchsformen in der Evangelischen Kirche und Diakonie in Deutschland“.
Bischöfin Kirsten Fehrs, die amtierende Ratsvorsitzende, sagte: „Ich bin erschüttert. Ich kann es nicht anders sagen.
Immer wieder neu, seit ich mich mit diesem Thema befasse, erschüttert mich aufrichtig die abgrundtiefe Gewalt, die so vielen Menschen angetan wurde.“
Laut Studie sind mindestens 2.225 Menschen seit 1946 von sexueller Gewalt in der Evangelischen Kirche betroffen.
Dabei gehen die Forscher:innen davon aus, dass dies nur die Spitze der Spitze des Eisbergs ist und die Stichprobe nicht das wahre Ausmaß wiederspiegelt.
Und: „Hinter jeder Zahl verbirgt sich schlimmes menschliches Leid“, sagte Prof. Dr. Martin Wazlawik, der die Studie mit ihren fünf Teilprojekten koordinierte.
Bischöfin Kirsten Fehrs sagte: „Die Studie ist gewollt. Wir haben sie initiiert. Und wir nehmen sie mit Demut an.“
Unter anderem legt sie spezifisch evangelische Risikostrukturen offen – zum Beispiel die förderale Struktur, die Standards fehlen lässt, das diffuse Umgehen mit Verantwortung,
einen Harmoniezwang, der kaum Auseinandersetzung mit Konflikten zulässt und eine reaktive Praxis der Aufarbeitung.
Die komplette Studie sowie die Zusammenfassung ist unter www.forum-studie.de zu finden.
Es gehe um eine Kulturänderung, um Übernahme von Verantwortung und um ein Problembewusstsein bis in die letzte Kirchengemeinde, sagte Katharina Kracht als Betroffene und
Mitglied im Beirat des Forschungsverbundes. Und weiter: „Die Betroffenen leben vor Ort. Auch dort braucht es die Verlässlichkeit und Verbindlichkeit.
Bitte gucken Sie hin, dass keine weitere Zeit vertrödelt wird.“
Die pröpstlichen Leitungspersonen hier vor Ort in Schleswig-Flensburg, Helgo Jacobs und Rebecca Lenz, haben die Pressekonferenz mit vielen Emotionen verfolgt.
„Das kann nicht ohne Folgen bleiben“, sagt Propst Helgo Jacobs. „Und unsere Mitarbeiter:innen sollen mit diesen Ergebnissen nicht alleine bleiben.
Wir laden zu Gesprächen ein und setzen uns mit den Ergebnissen in Leitungsrunden und Konventen auseinander.“
Und Pröpstin Rebecca Lenz ergänzt: „Jede:r, der / die uns was anvertraut, macht es möglich, dass wir etwas lernen und besser werden.
Selbstkritische Auseinandersetzung und Veränderung sind dran – und zwar jetzt.“
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